Calakmul ist eine der größten Maya-Stätten in Mexiko. Trotz ihrer Größe ist sie eher sparsam besucht. Der Grund dafür ist einfach. Die Anreise ist schwierig. Calakmul liegt wirklich weit weg jedweder Zivilisation, mitten im Dschungel.
Auf meiner persönlichen Hitliste liegt die Ausgrabung ganz oben und das hat tatsächlich auch mit ihrer Abgeschiedenheit zu tun. Sie ist vielleicht nicht so beeindruckend wie Palenque oder Chichen Itza, aber mit ein bisschen Glück hat man die Stätte für sich allein. Das ist schon etwas Besonderes dieser Tage. Keine Touristenströme sondern absolute Ruhe. Kann sein, dass ich einfach Glück hatte, aber ich mag es nicht so recht glauben. Hier liegt wirklich der Hund begraben.
Die Anreise: Die Stätte befindet sich im Biosphärenreservat Calakmul. Sie ist nur über eine schmale Straße durch den Dschungel zu erreichen. Die Ausgrabung selbst liegt etwa 60 Kilometer südlich des viel befahrenen Highway 186. Die nächstgelegene Stadt ist Xpujil (Mexiko), von dort aus sind es zwei Stunden. Es gibt keine öffentlichen Busse und keine organisierten Touren von Francisco Escárcega oder Xpujil aus. Wenn ich das richtig gelesen habe, kann man eine Tour von Campeche aus buchen, aber das ist 300 Kilometer entfernt. Das würde ich mir tatsächlich zweimal überlegen. Mein Tipp wäre tatsächlich, von Chetumal aus mit einem Mietwagen zu fahren oder – so habe ich es gemacht – von Xpujil aus mit einem Taxi.
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Geschichte von Calakmul (Kurzform)
Wir wissen überraschend wenig über Calakmul, vor allem wenn man bedenkt, dass es einer der wichtigsten Akteure in der Welt der Maya war und als Erzrivale des mächtigen Tikal bekannt ist. Der Grund dafür ist wiederum seine Lage mitten im Dschungel. Calakmul wurde erstmals 1931 entdeckt. Eine erste Expedition folgte schon im Jahr 1932, danach kam dann lange nichts. Richtige archäologische Forschungen begannen erst Mitte der 1980er Jahre.
Die Stätte war von der mittleren vorklassischen Periode (1000-400) bis zur späten Klassik besiedelt. Die Stadt erstreckte sich über eine Fläche von etwa 70 Quadratkilometern und man schätzt, dass sie in ihrer Blütezeit etwa 50.000 Einwohner hatte. Das macht sie zu einer der größten Maya-Stätten, die je entdeckt wurden.
Der Name bedeutet übersetzt “Stadt der zwei angrenzenden Pyramiden” und ist modern. In der klassischen Periode war sie höchstwahrscheinlich als Kaan oder das “Königreich der Schlange” bekannt. Leider sind die meisten Strukturen aus dem eher kalkhaltigen lokalen Kalkstein gefertigt. Dazu gehören auch die meisten Stelen. Sie sind schwer, wenn nicht gar unmöglich zu entziffern. Das erklärt bis zu einem gewissen Grad, warum wir relativ wenig über den Ort wissen.
Die beiden größten Strukturen in Calakmul (I und II) stammen aus der vorklassischen Zeit, sodass wir davon ausgehen müssen, dass die Stadt zu diesem Zeitpunkt bereits relativ groß war. Beide Pyramiden sind recht beeindruckend, aber nach dem, was wir wissen, spielte Calakmul damals noch keine wirklich wichtige Rolle.
Um 500 n. Chr. wurde in Calakmuls das Königtum eingeführt und erst ab da begann der Aufstieg zu einer Supermacht der Maya-Welt. Innerhalb weniger Jahre wurde es zu einem der mächtigsten Zentren der südlichen Ebenen.
Eine solche Entwicklung musste Aufmerksamkeit erregen, und das tat sie auch. Die dominierende Supermacht jener Zeit war das mächtige Tikal und es ist anzunehmen, dass die Herrscher dort nicht besonders glücklich waren über die aufstrebende Macht. Dennoch griffen sie ihren Rivalen zunächst nicht an, sondern warteten ab. Das erscheint erstmal seltsam, ist aber nicht untypisch für die Maya. Im Nachhinein betrachtet war es ein Fehler und die Herrscher von Tikal lernten es auf die harte Tour.
Die erste Warnung gab es, als 546 im eigentlich von Tikal kontrollierten Naranjo ein neuer König ernannt werden musste. Calakmul gelang es, seinen Kandidaten zu an die Macht zu bringen. Nach allem, was wir wissen, reagierte Tikal auf diese Einmischung nicht, fast so als die Herrscher dort andere Dinge im Sinn hätte. Als jedoch im Jahr 561 (in Los Alacranes) dasselbe noch einmal passierte, war die Zeit des Abwartens vorbei. Es kam zu dem lange erwarteten Zusammenstoß der Titanen.
Tikal erlitt eine verheerende Niederlage. Calakmuls Sieg war so überwältigend, dass sie dort sogar einen Marionettenkönig einsetzen konnten. Tikal brauchte über 100 Jahre, um sich von diesem Schlag zu erholen.
In jener Phase zementierten die Herrscher von Calakmul ihre Macht mir großer Vehemenz. Sie gewannen Verbündete, setzten Vasallen ein und griffen ehemalige Verbündete Tikals an. Zu letzteres zählte zum Beispiel Palenque.
Im Jahre 636 wurde Yuknoom König von Calakmul. Er wurde später “der Große” genannt und unter seiner Herrschaft erreichte Calakmuls Macht seinen Höhepunkt. Er regierte ein riesiges Reich. Es gab buchstäblich niemanden in der südlichen Ebene, der es herausfordern konnte. Wer es dennoch wagte, zahlte einen hohen Preis.
Im Jahr 648 hatte sich Tikal soweit erholt, dass es einen Versuch startete, seine Unabhängigkeit wiederzuerlangen. Zu früh wie sich herausstellte. Tikal wurde erneut von Calakmul besiegt und war infolgedessen politisch isoliert und militärisch am Boden. Das blieb auch bis zu Yuknooms Tod so, aber – und das ist ein durchaus merkwürdiger Umstand – er versäumte es, Tikal vollständig zu unterwerfen. Er schien ihm wohl nicht der Mühe wert und das rächte sich bald nach seinem Tod. Nur neun Jahre später, im Jahre 686, unterlag sein Sohn in einer entscheidende Schlacht bei Tikal und verspielte in den Jahren das gesamte Reich. Ein beispielloser Absturz.
Die Herrscher von Calakmul begingen denselben Fehler mit Palenque. Auch dort versäumten sie es, den Gegner endgültig auszuschalten und ihr Macht zu zementieren. Auch Palenque bruachte Zeit, um sich von der Niederlage zu erholen, aber sie kamen gestärkt aus dieser Niederlage zurück. Warum die Herrscher von Calakmul diese seltsame Teilnahmslosigkeit an den Tag legten, Eroberungen zu ischern, bleibt rätselhaft.
Mit Yuknoom Yich’aak K’ak, dem Sohn von Yuknoom dem Großen, begann der Niedergang, und es dauerte nicht lange, bis Calakmul von der politischen Landkarte verschwand. Tikal eroberte konsequent die ehemaligen Gebiete zurück und fand schnell zu alten Ruhm zurück. Calakmul blieb mindestens bis 909 (wahrscheinlich viel länger) besiedelt, erholte sich aber nie wieder.
Rundgang durch Calakmul
In Calakmul gibt es buchstäblich Tausende von Denkmälern, die sich über eine Fläche von 70 Quadratkilometern erstrecken. Es versteht sich von selbst, dass man sich als Besucher auf die zentralen Teile der Ausgrabung konzentriert. Die lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen: Central Plaza und Grand Acropolis. Meine persönliche Meinung: Grand Plaza ist der spektakuläre Teil. Wer wenig Zeit hat, sollte sich darauf konzentrieren.
Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber so ein paar kleine Tipps habe ich am Start. Die Struktur VI auf der Westseite der Plaza ist recht interessant. Sie ist sorgfältig auf die Struktur IV auf der gegenüberliegenden Seite ausgerichtet. Beide zusammen bilden eine sogenannte “E-Gruppe”. Wenn man zur Sommersonnenwende auf Struktur VI steht, sieht man die Sonne hinter Struktur IV/A aufgehen. Zu gegeben, für eine Maya Anlage ist das jetzt nicht besonders ungewöhnlich.
Die Struktur II ist die zweithöchste in Calakmul. Sie ist massiv, was einem vor der Pyramide stehend, erstmal gar nicht auffällt. Das sieht man im Prinzip nur den Unterbau. Man muss schon hochklettern. Immerhin kann man das in Calakmul problemlos. Ist ja nicht viel los.
Von ganz oben sieht man dann auch, dass sich dahinter noch ein Pyramidenkomplex befindet, der sogar noch höher ist. Ob ihr da dann auch hochklettert, ist eher eine Frage der Fitness.
Archäologische Forschungen ergaben, dass Struktur II B neun Räume mit vielen Feuerstellen, einem Schwitzbad und – unter anderem – einem Altar und Gräbern enthielt. Offenbar wurden die Gräber später geleert und für eine dort begrabene Person wieder verwendet. Archäologen fanden dort Knochenartefakte und Keramikgefäße. Das Innere ist nicht mehr zugänglich.
Mir wurde gesagt, dass man El Mirador in Guatemala von der Spitze der Pyramide aus sehen kann. Ich glaube es, da die guatemaltekische Grenze nur etwa 30 Kilometer entfernt ist. Trotz meines Adlerauges konnte ich es allerdings nicht entdecken. Es gleicht aber auch etwas der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Ringsum ist nichts als Dschungel und ich vermute, dass man von El Mirador auch nur eine Pyramidenspitze sehen würde.
Tatsächlich ist ausgerechnet El Mirador die eine Maya Anlage, die ich nie geschafft habe zu besuchen aber wirklich gern sehen würde. Das Problem ist, da kommt man echt schlecht hin. Der Trip durch den Dschungel in Guatemala hat mich abgeschreckt. Das schafft man nicht in einem Tag und vor allem muss man die meiste Zeit laufen. Der Tripp nach El Mirador beinhaltete – zumindest zu meiner Zeit – Übernachtung im Urwald und da hört es bei mir auf.
Apropos Schmerzgrenze: Ich bin ja grundsätzlich bei allen, die sagen das Besteigen von Bergen oder Pyramiden ist anstrengend und sinnlos. Mein Reden! In Calakmul würde ich eine Ausnahme machen. Die Aussicht von Struktur II ist großartig. Man hat den perfekten Blick auf Struktur I (der höchsten in Calakmul), wie sie sich aus dem Dschungel erhebt. Außerdem kann man sich zweifelsfrei überzeugen, das man im absoluten Niemandsland ist. Calakmul ist von dichtem Dschungel umgeben, so weit das Auge reicht.
FAKTEN ÜBER CALAKMUL:
- Calakmul ist eine der größten Maya-Stätten in Mexiko.
- Es ist sehr schwierig, die Stätte zu erreichen, da sie 60 Kilometer von der nächsten Autobahn entfernt ist.
- Einige sagen, dass man von hier aus El Mirador sehen kann.
- Calakmul rivalisierte einst mit dem mächtigen Tikal.
- Besuchszeiten: Täglich von 8:00 bis 15:00 Uhr geöffnet.
- Am besten früh ankommen. Das Gelände ist riesig und es gibt viel zu sehen.
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